Interview mit Andreas Wende – Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft

Unternehmen sind heute wie nie zuvor angehalten, verantwortungsvoll zu handeln – der Gesellschaft, ihren Kunden, den eigenen Mitarbeitenden und der Umwelt gegenüber. Ein Gespräch mit Andreas Wende, Leiter Nachhaltigkeit von Mobimo, über die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche, die Ziele und Massnahmen von Mobimo und deren konkrete Umsetzung im Projekt Oberägeri.

20. Mai 2024

Welche Ziele hat sich Mobimo gesetzt? Was hat Mobimo in Sachen Nachhaltigkeit getan und wo sind Sie dran?

Wir stellen uns bei allen Dingen, die wir heute tun, die Frage: Welchen Beitrag können wir als Unternehmen leisten, um nachhaltiger zu agieren? In 2021 hat sich Mobimo neue ehrgeizige Ziele zur Senkung von CO2- Emissionen bis zum Jahr 2050 gesetzt. Es steht für uns ausser Frage, dass beispielsweise unsere Neubauten ökologisch zertifiziert sind und wir den nachhaltigen Betrieb und Elektroladestationen von Anfang an mitdenken. Zusätzlich investieren wir auch in unseren Immobilienbestand. Hierbei sind insbesondere der Ersatz von konventionellen Heizträgern und energetische Sanierungen wichtig. Fokus möchten wir weiterhin auf soziale Aspekte legen. Darunter verstehen wir insbesondere qualitätsvolle Lebensräume, welche die Gesundheit, das Wohlbefinden und Sicherheit unserer Kunden und der Mitarbeitenden in den Vordergrund stellen.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei den Kundenanforderungen? Worin sehen Sie den Zusammenhang von Qualität und Nachhaltigkeit?

Mobimo besitzt und entwickelt Immobilien an besten Lagen. Kunden haben entsprechend hohe Erwartungen an unsere Produkte. Neben klassischen Qualitätsmerkmalen wie Funktionalität und Architektur gehören hierzu auch „Nachhaltigkeitsmerkmale“ wie Energieeffizienz, Mobilität und Materialien. In diesem Sinne ist Nachhaltigkeit Bestandteil eines erweiterten Qualitätsversprechens.

Welche Aspekte der Nachhaltigkeit konnten Sie im Projekt Oberägeri umsetzen?

Das Projekt Oberägeri setzt mit der Nutzung von Seewasser aus dem Ägerisee auf eine weitestgehend CO2-neutrale Wärme und Kühlung der Wohnungen. Weiterhin werden nur Geräte mit der höchsten Energie-Effizienzklasse und LED-Leuchten eingesetzt. Die energetische Effizienz konnten wir mit dem Minergie-Zertifikat sicherstellen. Die eigene Photovoltaik-Anlage generiert CO2-neutralen Strom sowie bietet die Einstellhalle die Möglichkeit für den Anschluss von Elektroladestationen. Die qualitätsvolle Architektur, die durchdachten und ansprechenden Grundrisse, die grosszügigen Terrassen und Sitzplätze, die gemeinschaftlichen Frei- und Grünflächen sowie der atemberaubende Ausblick ergeben gesamthaft einen qualitätsvollen Lebensraum für unsere Kunden.

Können Sie die Nutzung von Seewasser für Wärme und Kühlung genauer erläutern?

Für die Energiegewinnung aus dem Ägerisee ist eine Seewasserfassung vorgesehen. Das Seewasser wird in einer Tiefe von 22m unter dem mittleren Seespiegel dem Ägerisee entnommen, weiter zur unterirdischen Seewasserzentrale gepumpt (Parzelle 23) und dort wird über Plattentauscher seiner Wärme- oder Kälteenergie entzogen. Im Anschluss daran gelangt es über die Rückgabeleitung zurück in den See. In den Wintermonaten wird Wärmeenergie aus dem Ägerisee entzogen und in den Sommermonaten Wärmeenergie dorthin abgegeben. Mobimo hat die Anlage realisiert. Die Gemeinden Unter- und Oberägeri sind die zukünftigen Besitzer und Betreiber dieser Energieverbund-Anlage. Zu den einzelnen Gebäuden der Mobimo Überbauung gelangt kein Seewasser, sondern ein Wasser/Ethanolgemisch, dem über die Plattentauscher die zuvor entnommene Wärme/Kälte vom Seewasser übergeben wurde.

Wie profitieren die Bewohnerinnen und Bewohner von der eigenen PV-Anlage?

Auf jedem der 10 Gebäude befindet sich eine eigene PV-Anlage. Dank dem Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) können die Bewohnerinnen und Bewohner eines Gebäudes gemeinsam den selbst produzierten Strom der gebäudeeigenen PV-Anlage verbrauchen und von geringeren Stromkosten profitieren. So können z.B die Allgemeinflächen, Tiefgaragen, Haustechnikanlagen oder Elektroladestationen mit dem selbst produzierten Strom kostengünstig und CO2-neutral versorgt werden sowie wird überschüssig produzierter Strom an den Netzbetreiber verkauft. Die ZEV-Teilnehmenden verfügen über einen gemeinsamen Netzanschluss und treten gegenüber dem Netzbetreiber als ein Kunde auf. Die Stromkosten rechnet die Gemeinschaft über einen externen Abrechnungsmanager selbständig ab und profitiert gemeinsam von günstigem, nachhaltigem Strom.

Warum sind gemeinsame Nachhaltigkeitsziele wichtig?

Wir sind davon überzeugt, dass nur wenn allen der Sinn unserer Nachhaltigkeitsziele und unsere grundsätzliche Haltung bekannt ist, wirklich große Fortschritte erzielt werden können. Mit „allen“ meinen wir unsere Geschäftspartner und Kunden, aber vor allem auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Unser Ziel ist es, dass alle Mitarbeitenden Nachhaltigkeit nicht nur verinnerlichen und leben, sondern auch mit viel Herzblut und Eigeninitiative die von ihnen verantworteten Prozesse und Produkte nachhaltig ausrichten.

Wir verwenden Cookies. Weitere Details finden Sie hier.